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Ausgewählte Urner Sagen



Die Katze auf der Zollbrücke
Ein Göschener Bauer musste, wenn er in sein Landgut das Vieh besorgen und melken ging, jedesmal die «alte Brücke», die Zollbrücke mit dem malerischen mittelalterlichen Torbogen, begehen. Kehrte er nachts in sein Wohnhaus im Dorf zurück, sah er fast jedesmal eine Katze auf der Mauerkrone der Brücke «grüppä» (kauern). Das verleidete ihm, der ein übermütiger, starker Bursche war, und eines Nachts warf er mit einem Stein nach ihr und traf sie. Das war nach Mitternacht. Aber jetzt erhob sich das Tier, machte einen riesigen Buckel, hob den Schwanz, sträubte die Haare und stierte ihn eine Weile mit funkelnden, feurigen Augen an. Dann verschwand es auf einmal. Es hatte zuletzt die Grösse eines Hundes. Jetzt fühlte er ein furchtbares Gewicht in seinem «Rückenbräntli», in dem er doch bloss wenige Liter Milch hatte. Alle zwei bis fünf Minuten drückte es ihn zu Boden. Erst morgens beim Betenläuten kam er in seinem Hause, an, das keine Viertelstunde von der Brücke entfernt war.
Nach Müller Josef, Sagen aus Uri, Band II, Nr. 542, S. 65.
   
Ähnlich dem Glasscheibenhund begleitet die schwarze Katze den nächtlichen Wanderer. Sie lauerte meistens vor einer Brücke, wo man ihr nicht ausweichen konnte, und sass immer am gleichen Ort. Die Katzen erhielten denn auch den entsprechenden Zunamen: Steg-Katze, Intschi-Katze, Felli-Katze oder Äschwald-Katze. Die Katze verharrte an ihrem Ort oder lief mit dem Wanderer auf dem Hag einher. Liess man sie gewähren, so blieb sie ruhig, drohte ihr jemand, dann war es wie man eine Feuerflamme anblasen würde. Sie erhob sich, sträubte das Haar, krümmte sich und machte einen mächtigen Buckel, hob den Schwanz in die Höhe, schnauzte und fauchte den Angreifer an. Ihre Augen blähten sich auf wie Äpfel und glühten wie feurige Kohlen und sie erreichte die Grösse eines Hundes oder eines Bettsacks. Der Wanderer fühlte sich wie in einem Sack, sah weder nach rechts noch links und kam nur noch schweren Schrittes vorwärts. Die Katze konnte sich auch durch einen widerlichen Geruch bemerkbar machen. Der Spuk hörte erst auf, wenn man einem Wegkreuz vorbeikam, die Pfarrkirche erblickte oder die drei höchsten Namen (Gottvater, Gott Sohn und Heiliger Geist) aussprach.
Fotomontage: Rolf Gisler-Jauch (2017).

IN DIESER SAGE VORKOMMENDE FIGUREN

Der Geist, das Ungeheuer (Tier)
Die Schwarze Katze

SAGENHAFTE ÖRTLICHKEITEN

SAGENHAFTE THEATERSTÜCKE

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Texte und Angaben: Quellenverweise und Rolf Gisler-Jauch / Angaben ohne Gewähr / Impressum / letzte Aktualisierung: 22.06.2022