Der Nationalfeiertag im Detail
1968
Donnerstag, 1. August 1968
Sujet:
Gebirgsumriss (golden) auf rot-weissem Stoffband
Zweck der Bundesfeierspende:
Wehrmänner und ihre Familien
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Das Dorf Flüelen (Auszug)
Karl Iten, Buchautor und Grafiker
«Wieviele reizvolle Bilder gehen mir hier auf, du freundliches Hafenstädtchen am Urner See! Da sind die hellen, föhrenbestandenen Kalkfelsen der Axenwand mit ihren bizarren Überfaltungen; da sind die fischenden Seebuben am Landesteg; da ist der Turm der alten Kirche, auf den die Zeit ihre schwärzliche Patina gelegt hat – auf der Wetterseite grauschwarz, auf den andern Seiten ein uraltes, gebrochenes, angerauchtes Weiss; da ist der Fischer, der immer noch Abend für Abend seine Netze im See auslegt und Morgen für Morgen die schwere, zappelnde Last in sein schwankendes Boot einholt; und wie oft schon hat mich der weite Blick vom Axen überwältigt und beglückt! Als ungebrochenes Dreieck überragt dich die ferne Pyramide des Bristen, die unermessliche, ungehobene Schätze bergen soll, und fürwahr: im Abendlicht will es scheinen, als sei sie von Goldadern durchzogen.»
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Eine beschauliche Reise durch den Kanton Uri festgehalten in einer Folge von Linolschnitten und Texten von Karl Iten; Altdorf 1968.
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(Angaben folgen)
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1968
Donnerstag, 1. August 1968
Sujet:
Gebirgsumriss (golden) auf rot-weissem Stoffband
Zweck der Bundesfeierspende:
Wehrmänner und ihre Familien
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Wort des Landammanns zur Bundesfeier 1968
Landammann Alfred Weber
«Getreue, liebe Mitbürger,
Wie alle Jahre, so schickt sich das Schweizervolk auch jetzt wieder an, den 1. August als Tag der Bundesfeier festlich zu begehen. Mit patriotischen Ansprachen, folkloristischen Darbietungen und prasselndem Feuerwerk soll der Bundesgründung von 1291 gedacht werden. Landammann und Regierungsrat des Kantons Uri wenden sich an Euch mit der Bitte, unsern Nationalfeiertag in Würde und Besinnung zu begehen.
Fast will es scheinen, als würde die althergebrachte Art des Gedenkens nicht mehr so recht in die heutige Zeit hineinpassen. Weit herum in der Welt herrscht die bewaffnete Auseinandersetzung, überzieht namenloses Leid den kämpfenden Menschen und die wehrlose Zivilbevölkerung. Mitmenschen greifen zur Waffe und lösen ihre persönlichen Probleme mit Gewalt. Es treten Propheten auf, echte und falsche, verkünden ihre Lehren und dienen oft nichts anderem als der Anarchie. Die Jugend ist hineingerissen in diesen Strudel der Auseinandersetzungen, sie geht in die Opposition, sie stellt sich gegen Gott und die Menschen. Die Gleichgültigkeit gegenüber dem staatlichen Leben nimmt immer mehr überhand, man geht nicht mehr zur Urne außer es handle sich um attraktive Wahlgeschäfte, dafür wird immer mehr Kritik um der Kritik willen geübt. Wir leben in einer Zeit der Umwertung aller Werte, vieles, das bis anhin als feststehend galt, ist nun plötzlich in Frage gestellt, es ist gerade so als ginge eine Grundwelle der Erschütterung durch die Welt, als werde an den letzten Dingen des menschlichen Lebens, der menschlichen Gemeinschaft, gerüttelt.
Dabei dürfen wir uns doch glücklich schätzen, in einer echt freiheitlichen Staatsform, der Demokratie, zu leben, und wir rühmen uns auch, sie von Anbeginn an gehabt zu haben. Nun aber dürfen wir dieses feste und schützende Gefüge keineswegs als unerschütterlich und selbstverständlich hinnehmen. Das Motto, das sich die Teilspiele Altdorf auf ihre Fahne geschrieben haben, ist auch die Losung der neuen Regierung: «Freiheit ist Auftrag». Wir wollen uns heute nicht nur auf die Grundlagen unseres Staatswesens besinnen, auf seine festen und bewährten Pfeiler: Freiheit, Neutralität, Demokratie und Christentum, nein, es gilt auch ebensosehr, die Zukunft zu erforschen. In die Zukunft blickend müssen die sich stellenden Probleme mutig und zielstrebig angepackt, erörtert und zu lösen versucht werden. Die Aufgabe unserer Zeit besteht in zwei Dingen: Bewahren und Aendern. Beides gehört zusammen, das eine ist ohne das andere nicht möglich. Aber so zu ändern, daß alles Wesentliche bewahrt wird, und so zu bewahren, daß Aenderungen zur Erfüllung neuer Bedürfnisse jederzeit möglich sind, ist eine viel größere Kunst als manche Leute mit fixfertigen Rezepten sich vor¬ stellen. Sieht man sich schon heute politischen, wirtschaftlichen, sozialen und militärischen Alternativen gegenübergestellt, welche früher niemand hätte ahnen können, so ist die Erkenntnis dessen, was für die Zukunft getan und unterlassen werden soll, erst recht schwierig. Die stürmische Entwicklung der jüngsten Vergangenheit hat auch unserm Kanton Aufgaben in solcher Vielfalt und Bedeutung gebracht, daß sie sich mit frühem Zeiten überhaupt nicht vergleichen lassen.
Alle sich stellenden Probleme können nur dann sinnvoll angepackt und in möglichst breitem Rahmen tragbar gelöst werden, wenn jeder bereit ist, den ihm zugemessenen Auftrag anzunehmen und im Blick auf das Ganze, auf das Gesamtwohl, nach besten Kräften zu erfüllen. Demokratie ist Diskussion, gewiß, sie muß aber ebensosehr geprägt sein vom Willen eines jeden Einzelnen, sich mit den Aufgaben zu belasten, welche ihm Staat und Politik stellen, und von der Bereitschaft, aktiv und positiv an der Lösung der Probleme mitzuarbeiten. Daß es bei allen zeitnahen Ueberlegungen und Handlungen notwendig ist, sich an den Geist des ersten Bundesbriefes zu erinnern, ist selbstverständlich; nur aus dem Geist dieses Briefes und seiner geschichtlichen Konsequenzen kann die Schweiz auch heute noch erklärt und verstanden werden. Doch die Zeiten ändern sich und es lebt ein andersdenkendes Geschlecht; es gilt, das Gemeinsame zu fördern und das Trennende auszuschalten, Vertrauen muß gegen Vertrauen gefordert und gewährt werden, man darf vom Staate nicht mehr verlangen als man zu zahlen bereit ist. Der Regierungsrat blickt wohl mit Sorge, aber auch mit Vertrauen in die Zukunft, und er bittet alle Kräfte des guten Willens, an der glücklichen Zukunft des Landes mitzuwirken. Zu diesem Bemühen erfleht er den Segen des Allerhöchsten, denn wenn der Herr das Haus nicht baut, bauen die Bauleute umsonst.
Einbezogen in die diesjährigen staatspolitischen Gedanken ist auch die Bundesfeiersammlung. Die diesjährige Bundesfeierspende ist bestimmt für unsere Wehrmänner und ihre Familien und wir möchten die Sammlung der Gebefreudigkeit der Bevölkerung sehr angelegentlich empfehlen. Sodann laden wir die löbl. Kirchenräte und Pfarrämter ein, für das traditionelle Festgeläute von 20.00 bis 20.15 Uhr in allen Pfarr- und Filialkirchen besorgt zu sein. Am Abend unseres vaterländischen Gedenktages sollen die Höhenfeuer auf den Bergen lodern, nicht nur als Zeichen der äußeren Freiheit und Unabhängigkeit, sondern auch als Symbol der gegenseitigen innern Verbundenheit und Gemeinschaft. Schließlich bitten wir die Bevölkerung, die Gebäude zu beflaggen, damit Glocken, Feuerzeichen und Banner vereint von der unverbrüchlichen Liebe und Treue zur angestammten Heimat künden. Vertrauensvoll empfehlen wir Euch, getreue, liebe Mitbürger, unser Land und das ganze Volk der Eidgenossen samt uns in den immerwährenden Machtschutz des Allerhöchsten.»
23.07.1968
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Abl UR 1968, S. 589 ff.
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