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Die sieben Wochentage

MONTAG - MÄÄNDIG

Der Montag ist der erste Wochentag. Er war im antiken Rom dem Mond gewidmet und wurde «dies lunae» (Tag des Mondes) genannt. Diese Assoziation wurde in verschiedenen Sprachen übernommen (lundi). Im Deutschen wurde er zum «Mond-Tag» oder eben zum Montag. Im Urner Dialekt heisst er «Määndig».
In vielen westlichen Kulturen ist der Montag als Beginn der Arbeitswoche nicht besonders beliebt. Vor allem bis in den Ausgang des 20. Jahrhunderts war der Montag häufiger «Wirtesonntag». Viele Geschäfte hatten – als Kompensation für den Samstag – geschlossen («Gwärbler-Sunntig»).
An der Chilbi war früher das Tanzen erst am «Chilbi-Määndig» erlaubt. Der «Gidelmändig» ist in Uri ein Hauptfasnachtstag, zu dessen Ehre er jedoch erst 1900 durch die Verschiebung der obrigkeitlichen Tanzerlaubnis von der Jungen Fasnacht (Dienstag) auf den vom Aschermittwoch weiter entfernten Montag kam.
Ostermontag und Pfingstmontag sind wie die gleichnamigen Hochfeste in Uri Feiertage.
Autor: www.urikon.ch (Rolf Gisler-Jauch).

DIENSTAG - ZISCHTIG

Der Name «Dienstag» (Urner Dialekt «Zischtig») ist eine Lehnübertragung von lateinisch «Dies Martis» (Tag des Mars), von dessen germanischer Entsprechung Tyr sein deutscher Name abgeleitet wurde.
Bis ins 1900 war in Uri der Dienstag vor dem Aschermittwoch ein Hauptfasnachtstag. Er wurde «Junge Fasnacht» genannt – im Gegensatz zur «Alten Fanacht» am darauffolgenden Sonntag. Mit der Verlegung des Fasnachtstages auf den Montag bürgerte sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts der Name «Gidel-Zischtig» ein. An diesem Abend finden in en Urner Dörfern einige Fasnachtsendbräuche wie das Austrommeln oder das Verbrennen einer Puppe statt.
Autor: www.urikon.ch (Rolf Gisler-Jauch).

MITTWOCH - MITTWUCHÄ

Der Mittwoch ist der Tag zwischen Dienstag und Donnerstag. Der englische «Wednesday» verrät noch heute den Bezug auf den germanischen Gott Wodan – im Deutschen wurde der Name von seinen heidnischen Wurzeln getrennt. Verglichen mit den anderen Wochentagen macht der Mittwoch kein grosses Geheimnis aus der Bedeutung seines Namens: In der christlichen Zeitrechnung beginnt die Woche mit dem Sonntag, der Mittwoch ist also ganz einfach die Mitte der Woche. Auch fällt der Tag genau in die Mitte einer gewöhnlichen Arbeitswoche, die normalerweise von Montag bis Freitag dauert.

Der Mittwoch galt als verworfener Tag, als Unglückstag. Was an einem Mittwoch getan wurde, von dem sagte man, dass es nicht gelingen konnte. Am Mittwoch sollte man nie eine neue Arbeit oder Stelle antreten. An einem Mittwoch hielt man keine Hochzeit, auch keine Taufe, und man ging nicht auf Besuch.

Bekanntester Mittwoch ist der Aschermittwoch mit Beginn der Fastenzeit, an dem die Gläubigen in der Kirche die Asche holen. Am Mittwoch vor Martini (11. November) findet das traditionelle Rütli-Schiessen statt. Der Mittwoch ist jedoch auch Fronfastentag.

Quellen, Literatur: Bär-Vetsch Walter, Aus einer anderen Welt, S. 421 f. Literatur: Zihlmann Josef, Volkserzählungen und Bräuche, S. 317.

Am Fronfastenmittwoch erscheinen Arme Seelen
«Der Senn mit der Liebsten und dem Bliämi müssen auf dem Firn wandlen. All z'alten Mittwoch kommt der Senn mit dem Bliämi zum Vorschein.»
Müller Josef, Sagen aus Uri, Sage 102 g.
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Am Mittwoch, Freitag und Samstag keine «Stubetä»
«Zwei Burschen aus Schattdorf gingen zu drei hübschen Mädchen in Bürglen z'Gass. Die Jungfern erlaubten ihnen, alle Abend zu kommen, nur nicht Mittwoch, Freitag und Samstag.»
Müller Josef, Sagen aus Uri, Sage 115 a
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Der Mittwoch ist ein Unglückstag
«Mittwuchäsyw und Mittwuchächälber het-mä nytt gärä; si tient gärä verdärbä. Ä Mittwuchämonet und äs Mittwuchäjahr sind nie nytt wärt. „Ä Mittwuchächeib.»

«Über den Mittwoch als Unglückstag gibt mir eine ältere Person von Bauen folgende Auskunft: Ysärä Vatter hätt nie keis Gitzi, keis Chalb, kei Sü, keis Schaf üffzogä, wo ammänä Mittwuchä wordä-n-iseh; är hed gseit, das Veh, wo ammänä Mittwuchä wärdi, grati nie güet. Är wär äu nie ammänä Mittwuchä innes anders Hüs inni andiri Weid, innä-n-andärä Gadä, uder z'Bärg uder z'Alp gfahrä uder hätt a dem Tag dz Veh zum erstä Mal üssglah. Mä sell ai nie a dem Tag innä Platz uder uff d'Reis gah, hed-er g'seit. Äs syg än Umglickstag; äu d'Mänschä, wo a dem Tag uf d'Wält cheemet, wärdet umglicklich, si tieget-si gärä ertränkä-n-uder ärhänkä.»

«Mittwoch und (seltener) Freitag ... gelten als Unglückstage; an keinem der beiden Tage würde man vom Boden in den Berg oder umgekehrt von oder zu Alp, z'Stafel oder von Stafel fahren; lieber tüet mä-n-ä Tagweid dahinnälah. Ein Bannwälder, der zu Unterschächen in den Wald ging, um Holz zu zeichnen, kam in der Lawine ums Leben, und seine Kameraden entgingen mit knapper Not dem gleichen Schicksal. Am Mittwoch, haben die Alten gesagt, habe Judas den Heiland verkauft, deshalb sei es ein Unglückstag ... – „Der Mittwuchä-n-isch ä Fähltag“, sagt das Sprichwort; ebenso: „Ammänä Mittwuchä schlyft ä kei Müs innes anders Loch.“ Ein Kinderspruch: „Mittwuchä! steck d'Nasä-n-i d'Tischdruckä.“ An einem ungeraden Tag Montag, Mittwoch und Freitag, soll man nie erstmals das Vieh zur Weide lassen.»

Müller Josef, Sagen aus Uri, Sage 1538, 1545, Müller Josef, Sagen aus Uri, Sagen 1538, 1545, 1550.
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Fronfastenkinder sehen mehr
«Mein Grossvater war z'altä Tagä geboren. So nennen wir in Wassen die vier Fronfastenmittwoche (Eigentlich ist das mehr im Unterland der Fall; in Wassen, Meien, Göschenen gilt der Ausdruck meistens vom letzten Tag des Jahres, seltener überhaupt von den letzten Tagen des Jahres.) und den Heiligabend zu Weihnachten. Der hat alle Todesfälle der Pfarrei vorausgesehen.»
Müller Josef, Sagen aus Uri, Sage 1507.
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In der Mittwochnacht wird es unheimlich
«Eines Mittwochabends ging ich, trotzdem mir der Herrli abriet, nach Hause, nämlich auf den Kohlplatz. Ungefähr an der Stelle, wo das Helgenstöckli gestanden hatte, lag etwas wie ein Sack.»

«Jeden Fronfastenmittwoch, das war wie eine Uhr, so erzählten oft Dietrichs Töchter auf dem Scheibenplätzli, die Seidenweberinnen, erschien regelmässig abends ein brandschwarzer Mann an ihrem Fenster und schaute herein.»

Müller Josef, Sagen aus Uri, Sage 560 2, 839.
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Mädchenbesuch am Mittwoch in der Dämmerung
«Das Mädchen, das ihn am liebsten losbekommen hätte, sagte: „Nit frieh und nit spat, dass weder Tag nu Nacht heisst.“ Da besuchte er es am Mittwochabend bei der Dämmerung.»
Müller Josef, Sagen aus Uri, Sage 1551.
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DONNERSTAG - DONSCHTIG

Der Name verweist auf Donar, die germanische Entsprechung des römischen Gottes Jupiter. Es gibt mehrere bewegliche Feiertage, die immer auf einen Donnerstag fallen. Gründonnerstag ist der Gedenktag für das in der Bibel beschriebene letzte Abendmahl von Christus mit seinen Jüngern am Vorabend des Karfreitags. Christi Himmelfahrt (Auffahrt) fand am 40. Tag nach Ostern statt, also am vorletzten Donnerstag vor Pfingsten. Das katholische Fest Fronleichnam findet am zweiten nach Pfingsten. Auffahrt und Fronleichnam sind in Uri Feiertage.
Der Donnerstag vor dem Aschermittwoch ist Hauptfasnachtstag. Er heisst heute «Schmutziger Donnerstag», früher «Fetter Donnerstag» und war Backtag, wo «diä feissä Fasnachtschiächli» gebacken wurden.
Auch die beiden Donnerstage vor der Fasnacht waren bereits Tanztage. Die beiden Donnerstage vor der Fasnacht wurden in Ursern und im oberen Reusstal «Briäder» und «Schwoger» des Schmutzigen Donnerstags genannt! Beim «Schwoger» hatte nach Meinung der Wirtshausgänger das Restaurant dekoriert zu sein.
An einigen Donnerstagen findet in Altdorf auf dem Lehn der Warenmarkt statt.

Autor: Rolf Gisler-Jauch (www.urikon.ch).

FREITAG - FRITIG

Der Freitag war Fasttag und nahm – ähnlich wie der Samstag – eine Sonderstellung unter den Wochentagen ein. Er erfreute sich hoher Wertschätzung, weil er nach dem Volksglauben der Sterbetag Christi war. Es war Brauch, dass man an Fastenfreitagen zur Kirche ging.

Autor: Bär-Vetsch Walter, Aus einer anderen Welt, S. 188 f. Literatur: Zihlmann Josef, Volkserzählungen und Bräuche, S. 159.

Am Mittwoch, Freitag und Samstag keine «Stubetä»
«Zwei Burschen aus Schattdorf gingen zu drei hübschen Mädchen in Bürglen z'Gass. Die Jungfern erlaubten ihnen, alle Abend zu kommen, nur nicht Mittwoch, Freitag und Samstag.»
Müller Josef, Sagen aus Uri, Sage 115 a
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SAMSTAG - SAMSCHTIG

Der Karsamstag war der dritte der drei höchsten heiligen Tage. Er wurde schon in älterer Zeit ganz beherrscht von der kirchlichen Auferstehungsfeier mit Feuer- und Wasserweihe.

Autor: Bär-Vetsch Walter, Aus einer anderen Welt, S. 325; Literatur: Zihlmann Josef, Volkserzählungen und Bräuche, S. 256

Am Mittwoch, Freitag und Samstag keine «Stubetä»
«Zwei Burschen aus Schattdorf gingen zu drei hübschen Mädchen in Bürglen z'Gass. Die Jungfern erlaubten ihnen, alle Abend zu kommen, nur nicht Mittwoch, Freitag und Samstag.»
Müller Josef, Sagen aus Uri, Sage 115 a
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Kein Ausgang am Samstagabend vor Seelensonntag
«Der Familienvater daselbst wollte es nie dulden, dass seine Söhne an einem Seelensamstag- oder Seelensonntagabend herumschwärmten oder z'Stubeten gingen.»
Müller Josef, Sagen aus Uri, Sage 1589.
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SONNTAG - SUNNTIG

Der Sonntag war – vor allem für die Jugend – gezeichnet von gottesdienstlichen Aktivitäten. Das Amt (Hauptgottesdienst) und die Christenlehre gehörten zum minimalen Pflichtpensum.

Weit verbreitet war die Meinung, dass Kinder, die an einem Sonntag zur Welt kamen (Sonntagskinder), glückliche Menschen wurden. Wenn am Sonntag die Kirchgänger tschuppelweise zur Kirche kamen, kam aus der gleichen Richtung bald eine Leichenzug daher.

Autor: Bär-Vetsch Walter, Aus einer anderen Welt, S. 529 f. Literatur: Zihlmann Josef, Volkserzählungen und Bräuche, S. 385.

Begegnung mit Armen Seelen auf dem Kirchgang
«Wennd alligs ammä-nä Sunntig und Fyrtig d'Lytt vo Intschi und Gurtnällä uff Silänä-n-appä z'Chilä hennt wellä, hennt si de friëhner miëssä bim Bodmi vorby gah, und da häiget-si mängisch Armi Seelä g'seh worbä bi dem Gadä.»
Müller Josef, Sagen aus Uri, Sage 557.
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Einführung der Seelensonntage
«Sie dachten, es seien Arme Seelen, und teilten es ihrem Pfarrer Kaspar Imhof (1797–1837, + 1843) mit, und der führte dann die Seelensonntage ein.»

«Seitdem man aber die Seelensonntage eingeführt, nahm der Spuk ein Ende.»

«Früher haben sich die Armen Seelen viel häufiger zeigen können, hört man allgemein. Seitdem aber die Seelensonntage (Monatssonntag, an dem ein Kapuziner predigt und hilft Beicht hören) in den Pfarreien eingeführt wurden, sieht man selten mehr Arme Seelen (Passim).»

«Mit der Einführung der Seelensonntage sind überhaupt die Geistererscheinungen ab dem Tapet gekommen, hört man hier allgemein. Einige behaupten, Papst Urban habe die Armen Seelen in den Bann getan, dass sie sich nicht mehr zeigen können.»

Müller Josef, Sagen aus Uri, Sagen 108, 455, 1104 und 1182 b.
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Versäumnis des Gottesdienstes
«Auf dem Geilenbüel in Schattdorf hausten drei alte, geile Meitli, die nie zur Kirche gingen und über alles Religiöse spöttelten. Eines Sonntags aber, als sie während des Gottesdienstes wieder Gugelfuhr trieben, wurden sie plötzlich vom Erdboden verschluckt.»

«Einige kleinere und halberwachsene Kinder versäumten den Sonntagsgottesdienst.»

Müller Josef, Sagen aus Uri, Sagen 584 und 1250 g.
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Texte und Angaben: Quellenverweise und Rolf Gisler-Jauch / Angaben ohne Gewähr / letzte Aktualisierung: 05.12.2019