Der Nationalfeiertag im Detail
2007
Mittwoch, 1. August 2007
Sujet:
Schweiz rot, mit Schweizer Wappen und Kompass
Zweck der Bundesfeierspende:
historische Verkehrswege (Via Storia)
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Gedanken des Landammanns zum 1. August 2007: Unser Rütli
Landammann Dr. Markus Stadler
«Du stilles Gelände am See» heisst es im Rütlilied von Johann Georg Krauer. Schön wärs! Das Rütli ist bisweilen zum Zankapfel geworden, zum Feld der polizeilichen Einsatzdoktrin.
Dabei möchte man eigentlich nichts anderes als freien Zugang, freie Rede, friedliches Treiben, buntes Volksfest.
Doch die Informationen über störbereite Hundertschaften und gewaltanpreisende Gruppierungen sowie den Missbrauch des Rütlis für Teilinteressen führen leider zu anderen Überlegungen und Vorsichtsmassnahmen.
Diese rechnen auch mit dem «worst case»: Wenn die Gewalt einmal auf dem Rütli ausbrechen sollte, liesse sich das Chaos dort nur sehr schwer, wenn überhaupt, eingrenzen; dort Fliehende könnten besonders gefährdet sein.
Und aus dem idealtypischen Rütli, das für lieb gewordene Werte und Vorstellungen steht, wird schliesslich eine reglementierte Festung – eigentlich das Gegenteil.
Unsere Polizisten sind nicht zu beneiden. Hat man sie in der Rückblende nicht benötigt, war ihr Auftritt übertrieben. Gerät die Veranstaltung aber aus dem Ruder, haben sie versagt.
Für die in der Verantwortung stehenden Politikerinnen und Politiker ist das Ganze umso einschneidender, als es sich nicht um ein einzelnes Ereignis handelt, das irgendwann überstanden sein wird. Die letztjährige Feier hatte mit der vorletztjährigen zu tun, die diesjährigen Ereignisse werden die übernächsten voraussichtlich beeinflussen. Aber ganz einfache, nichts kostende, auf alle Seiten befriedigende Lösungen gibt es im Moment nicht.
Dass sich der Bundesrat in dieser Situation nicht für ein klares Rollenspiel entscheiden wollte, macht das Ganze nicht einfacher.
Die Verschiedenartigkeit in der Schweiz – eines unserer Markenzeichen – darf selbstverständlich nicht bekämpft werden. Diese Vielfalt, auch im Ausdruck, die sich übers Jahr entwickelt, soll auch am 1. August zum Ausdruck kommen, allerdings im Rahmen rechtsstaatlicher Schranken. Nur eben: Weiss man zum Vornherein, was geschehen wird und wird man dem dannzumaligen Ruf nach Verantwortung gerecht werden?
Ich wünsche mir eine Schweiz, die ihre Vielfalt unter dem Jahr lebt, in der sich keine Gruppierung das Rütli am 1. August für extreme Manifestationen irgendwelcher Art unter den Nagel reisst. Die diesjährige Feier möge friedlich verlaufen. Ansonsten wünsche ich mir das Rütli am 1. August als Ort der Ruhe – als Ort der niemandem gehört und damit allen.
Auf dass man sich besinnen möge, worum es eigentlich geht: um das Gesamtwohl der Schweiz, die im Wettlauf nach vorne auch jene mitnimmt, die dem Tempo nicht gewachsen sind und auch den Rest der Welt nicht vergisst, mit der die Schweiz ohnehin verbunden ist. Diese Besinnung auf das Wesentliche kommt wohl weniger aus dem Gezänk denn aus der Stille.»
20.07.2007
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Abl UR 2007, S. 1065 f.
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