2009
Samstag, 1. August 2009
Sujet:
Schweizer Wappen aus Stoff, «Pro Patria 1909-2009»
Zweck der Bundesfeierspende:
historische Verkehrswege (Via Storia)
-------------------------
Gedanken des Landammanns zum 1. August 2009
Landamman Isidor Baumann
«Es ist ein schöner Brauch, dass wir unseren Nationalfeiertag mit Höhenfeuern weithin sichtbar machen – heute müsste man fast sagen «noch machen dürfen». Denn Höhenfeuer, die über Täler und Berge hinweg leuchten, sind ein starkes Symbol der Zusammengehörigkeit und der Solidarität.
Wenn wir einen Blick auf unsere Geschichte werfen, stellen wir fest, dass wir immer dann am erfolgreichsten waren, wenn wir zusammenhielten – die Landesteile, Stadt und Land, aber auch Alt und Jung, und wenn die Starken die Schwachen stützten. Letzteres nicht zuletzt auch deshalb, weil die Starken wieder zu Schwachen werden können und umgekehrt. Die Vorfahren haben unser Land im Jahre 1291 gegründet, um in Freiheit zu leben und sich gegenseitig in Not und in Gefahr beizustehen. Auf dem Rütli haben sie sich geschworen, dass sich jeder für die Freiheit einsetzen will – für die eigene und die der andern und damit für die Freiheit von allen! Sie haben das nicht getan, um persönliche Vorteile zu gewinnen, sondern um den Frieden zu sichern und den gemeinsamen Wohlstand zu mehren.
Verschiedene Gegenden, Sprachen, Kulturen und Religionen fanden sich in diesem Geist zusammen. So entstand der Begriff der «Willensnation Schweiz»: Allen Unterschieden zum Trotz hat der Wille, zusammenzuhalten und einander beizustehen, bis in die heutigen Tage Bestand, was mit Blick auf die Wirren in der Welt keineswegs selbstverständlich ist.
Dieser Wille zur gemeinsamen Schweiz muss gepflegt und hoch geachtet bleiben. Er verlangt nach Solidarität mit Menschen, die weniger auf der Sonnenseite des Lebens stehen, zum Beispiel mit Jugendlichen, die eine Lehrstelle suchen und keine finden, mit den gesundheitlich Angeschlagenen, den Arbeitenden, die trotz täglicher Arbeit keinen existenzsichernden Lohn erreichen oder mit denjenigen, die arbeitslos sind. Solidarität verdient aber auch unsere ältere Generation, besonders wenn sie pflegebedürftig ist. Dazu braucht es den Willen der Wirtschaft, der Gesellschaft, vor allem aber den Willen jedes Einzelnen. Verantwortung wahrnehmen gilt nicht nur für die Politikerinnen und Politiker, sondern für alle!
Die Solidarität verläuft wie ein roter Faden durch die Geschichte unseres Landes. Wir stecken wirtschaftlich aktuell in einer eher schwierigen Situation. Die internationale Finanzkrise hat sich zu einer Wirtschaftskrise ausgeweitet, die auch den Kanton Uri nicht verschont. Wenn wir die dadurch entstehenden Herausforderungen meistern wollen, wird uns das nur mit umfassender Solidarität insbesondere in der Arbeits- und Konsumwelt gelingen. Nur so können die Härten des wirtschaftlichen Wandels und die Betroffenheit von Familien und Einzelpersonen aufgefangen werden.
Solidarität funktioniert nur, wenn jeder seinen Beitrag an das übergeordnete Ganze leistet. Sobald einer das Gefühl hat «wieso ich? die anderen sollen zuerst», sobald einer meint, diejenigen, die mehr haben, sollen abgeben, damit alle gleichviel haben, der macht es sich zu einfach – der handelt nicht solidarisch. Denn Voraussetzung für Solidarität ist Eigenverantwortung. Die Anspruchsmentalität «die anderen sollen gefälligst…» aber zerstört sie.
Darum rufe ich alle auf, die heutigen und kommenden Herausforderungen selbstbewusst, solidarisch und offen anzugehen – damit wir nicht nur auf eine grosse Vergangenheit zurückblicken können, sondern auch eine grosse Zukunft vor uns haben.
Der 1. August soll uns wieder daran erinnern, dass wir in einer Gemeinschaft leben, die einen respektvollen, solidarischen Umgang miteinander verlangt. Nur so sind Krisen zu bewältigen und nur so sind wir für den Aufschwung, der sicher kommen wird, gerüstet. Ich wünsche Ihnen allen einen frohen, gemütlichen und solidarischen 1. August.»
31.07.2009
/
Abl UR 2009, S. 1093 f.
-------------------------
Gast beim Altdorfer Dorffest: Isenthal
|