Bruderschaften in Uri
Die religiösen Bruderschaften waren eng mit dem katholischen Kirchenleben verbunden. Sie wurden ab dem 16. Jahrhundert in den Pfarreien errichtet und prägten mit ihrem brauchtümlichen Charakter das Pfarreileben bis in die 1950er-Jahre stark mit.
Die Bruderschaften waren eine Art Zünfte mit religiösem Hindergrund. In Tagen der Not, der Pest oder verschiedener Viehseuchen suchten die Gläubigen Zuflucht bei der Muttergottes oder bestimmten Heiligen. Man schloss sich mit dem Segen der Kirche zu Bruderschaften zusammen und gelobte, die Hochfeste der Bruderschaftsheiligen mit Messstiftungen und Andachten zu begehen. In den Bruderschaften fand der Mensch seit dem Spätmittelalter die religiöse Erfüllung, die ihm die kirchliche Liturgie mit ihrer eher unpersönlichen Ritualisierung kaum zu vermitteln vermochte. Ihr Zweck war der gemeinsame Kult im gemeinsamen Leben mit der Erfüllung der selbst gewählten religiösen Pflichten. Ihre Blütezeit erlebten sie im 17. und 18. Jahrhundert. Religiöse Bruderschaften waren rechtsförmlich errichtete Körperschaften, die Werke der Frömmigkeit oder der Nächstenliebe pflegten und zugleich zur Mehrung des öffentlichen Kultus beitrugen. Die Bruderschaftsversammlungen und -gottesdienste sowie die Jahreszeiten hatten von Pfarrei zu Pfarrei einen mehr oder weniger bedeutenden Stellenwert im Volksleben. Obwohl zunftmässige Bruderschaften vorerst auch berufliche Interessen wahrnahmen, hatten sie in einer Pfarrei betont religiösen oder kirchlichen Charakter. In die Reihe der kirchlichen Bruderschaften waren auch die Jungfrauen- und Jünglingskongregationen eingeschlossen.
Ursprünglich galten nur jene Vereinigungen als kirchliche Bruderschaft, die der Diözesanbischof bewilligte. Allmählich wurden diese Bestimmungen gelockert. Und bald gab es keine Gemeinde mehr, in der nicht eine oder mehrere Bruderschaften existierten. In Altdorf waren in der 1950er-Jahren noch über zwanzig Bruderschaften aktiv, in Bürglen acht und in Andermatt fünf. Ihr Zweck bestand in der besonderen Verehrung einzelner Heiliger (Muttergottes, Barbara, Jakobus, Sebastian, Nikolaus usw.). In besonderen Situationen flehte man sie für Gnadenerweise an, etwa für eine gute Sterbestunde. Gleichzeitig verpflichtete man sich, wohltätig gegenüber Armen und Kranken zu sein.
Einige Bruderschaften hatten neben dem Seelenheil auch wirtschaftliche, politische oder gesellschaftliche Ziele (z. B. die 1614 gegründete Bruderschaft der Herren Amtsleute und Spielleute, der die meisten Mitarbeitenden der kantonalen Verwaltung und Betriebe angehören).
Die älteste bekannte Bruderschaft war jene des Lazariterklosters Seedorf (14./15. Jh.). Im 16. Jahrhundert folgten die exklusiven St. Jakobs- und die Hl. Grab Bruderschaften. Vor 1561 wurde in Altdorf die Liebfrauenbruderschaft errichtet. Seit dem 17. Jahrhundert verfügte jede Pfarrkirche über eine Rosenkranzbruderschaft. Im 18. Jahrhundert wiesen die Dorfkirchen etwa vier mit Fahne ausgestattete Bruderschaften auf, darunter auch seltenere wie die Gürtelbruderschaft (Erstfeld und Isenthal). Im 18. Jahrhundert setzten, aus Italien kommend, die Bruderschaft zur Beförderung barmherziger Werke (Altdorf) und die Offizibruderschaft (Hospental) mit ihren eindrucksvollen Gewändern, einen besonderen Akzent.
Von den Sennenbruderschaften existiert heute in Uri nur noch die auf 1593 zurückreichende Sennenbruderschaft Bürglen, der die Gemeinden Altdorf, Schattdorf, Bürglen, Spiringen und Unterschächen umfasst. Von der ehemals gemeinsamen Bruderschaft von Isenthal und Seelisberg, gegründet 1613, ist noch lediglich ein Jahresgedächtnis am letzten Sonntag im September in Isenthal (ohne Kilbi) übriggeblieben.
Einige Bruderschaftstafeln (St. Nikolaus-Bruderschaft) besassen grosse, gemalte Tafeln, zeigten den Heiligen der Bruderschaft und die Wappenschildchen der einzelnen Bruderschaftsmitglieder.
Literatur: Bär-Vetsch Walter, Aus einer anderen Welt, S. 108 ff.; Gasser Helmi, Kirchliches und religiöses Leben, in: Historisches Lexikon der Schweiz, Band 12, S. 668 f.; Muheim-Büeler Josef, Domus, S. 220; Zihlmann Josef, Volkserzählungen und Bräuche, S. 100.
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ARTEN DER BRUDERSCHAFTEN
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Allgemeines
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Bruderschaft vom allerheiligsten Altarssakrament
Die Erzbruderschaft, die Vorbild für die andern Bruderschaften dieses Namens wurde, erstand an der Dominikanerkirche S. Maria sopra Minerva in Rom und wurde den 30. November 1539 von Paul III. bestätigt und mit vielen Ablässen begnadigt. Päpstliche Erlasse von 1608 und 1676 bekräftigten die Bulle Paul III. und empfahlen die Einführung an allen Pfarrkirchen. Die Bruderschaft hatte bei Prozessionen, in denen das Allerheiligste mitgetragen wurde, den Vortritt vor allen andern. Ihr Zweck war die Verehrung und Verherrlichung des hhl. Altarssakramentes. Eine Bruderschaft mit diesem Zweck bestand in Uri nur in Altdorf.
Henggeler Bruno, Die kirchlichen Bruderschaften und Zünfte der Innerschweiz, Einsiedeln 1955, S. 21 und 23.
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Bruderschaft zu Ehren des Kirchenpatrons
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Bruderschaften zu Ehren der Heiligen
Text folgt
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Bruderschaften zu Ehren der Heiligen Dreifaltigkeit
Bruderschaften in der Ehre der heiligen Dreifaltigkeit sind selten, da der Inhalt dieses Geheimnisses für das Volksempfinden zu abstrakt ist. Wenn solche - wie in Altdorf - dennoch errichtet wurden, so beziehen sie sich mehr auf die Äusserung der heiligen Dreifaltigkeit nach Aussen in der Heilsgeschichte.
Henggeler Bruno, Die kirchlichen Bruderschaften und Zünfte der Innerschweiz, Einsiedeln 1955, S. 18.
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Burgerbruderschaften
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Guttodbruderschaften
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Herz Jesu Bruderschaften
Diese Bruderschaften entstanden zunächst in Frankreich in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Die älteste Herz Jesu Bruderschaft wurde 1710 im Benediktinerinnenkloster Seedorf errichtet. Sieben weitere wurden viel später errichtet.
Henggeler Bruno, Die kirchlichen Bruderschaften und Zünfte der Innerschweiz, Einsiedeln 1955, S. 26 f.
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Marianische Bruderschaften (heiliges und unbeflecktes Herz)
An der Kirche U. L. Frau vom Siege in Paris errichtete Pfarrer Des Genettes eine Bruderschaft, deren Mitglieder das hl. und unbefleckte Herz Mariae besonders verehren sollten, um von Gott durch die Fürbitte Marias die Bekehrung der Sünder zu erlangen. Die Bruderschaft wurde am 16. Dezember 1836 kanonisch errichtet und von Papst Gregor XVI. am 24. April 1838 zur Erzbruderschaft erhoben. In der Schweiz bemühte sich besonders
P. Laurentius Hecht OSB., von Einsiedeln, um die Einführung dieser Bruderschaft. Sie fand und findet sich darum in vielen unserer Pfarreien.
Henggeler Bruno, Die kirchlichen Bruderschaften und Zünfte der Innerschweiz, Einsiedeln 1955, S. 64 f.
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Marianische Bruderschaften (Rosenkranz)
Nach dem Sieg über die Türken bei Lepanto am 7. Oktober 1571 führte Papst Pius V. das Rosenkranzfest ein. Damit stand das Aufblühen dieser Bruderschaften in engster Beziehung.
Henggeler Bruno, Die kirchlichen Bruderschaften und Zünfte der Innerschweiz, Einsiedeln 1955, S. 42 f.
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Marianische Bruderschaften (Sieben Schmerzen Marias)
Text folgt
S. 19 f.
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Marianische Bruderschaften (Skapulier)
Schon im Jahre 1280 läßt sich in Bologna eine Bruderschaft vom Berge Karmel nachweisen. Nach der Überlieferung erschien Maria am 16. Juni 1251 zu Cambridge dem hl. Simon Stock (1165-1265), dem sechsten General des Karmeliterordens, und versprach ihren besondern Schutz all denen, die das Ordenskleid der Karmeliter tragen würden. Aus dem Ordensgewand und Skapulier der Karmeliter scheint sich im 16. Jahrhundert das so genannte kleine Skapulier (Überwurf einer Ordenstracht) entwickelt zu haben, wie es die Mitglieder der Bruderschaft trugen. Eine weitere Überlieferung berichtet, daSS Maria Papst Johannes XXII. erschienen und ihren besondern Schutz dem Orden vom Berge Karmel und dessen Angegliederten Brüdern und Schwestern verheissen und versprochen habe, dass sie besonders am Samstag sich der armen Seelen erbarmen würde. Die von diesem Papst angeblich am 3. März 1322 erlassene Bulle (Privilegium sabbatinum) ist aber unecht.
Die Skapulierbruderschaften verbreiteten sich besonders im 17. Jahrhundert. Ihre Errichtung steht aber ausschliesslich dem General der Karmeliter zu, was Clemens X. am 8. Mai 1673 ausdrücklich bestätigte. Da in der Schweiz keine Niederlassungen der Karmeliter bestanden, ging die Errichtung der zahlreichen Bruderschaften vielfach auf ausländische Einflüsse zurück. Nicht zuletzt waren es aber die zahlreichen Ablässe, die dieser Bruderschaft verliehen waren, die zur Einführung drängten.
Henggeler Bruno, Die kirchlichen Bruderschaften und Zünfte der Innerschweiz, Einsiedeln 1955, S. 52 f.
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Marianische Bruderschaften (Unserer Lieben Frau)
Die Bruderschaften unter dem Titel «Unserer Lieben Frau» sind durchwegs alten Ursprungs und gehen in der Regel ins Mittelalter zurück. Sie gingen später gerne in die Rosenkranzbruderschaften über. Die einzige Bruder schaft Unserer Lieben Frau existierte in Altdorf.
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Marianische Bruderschaften (verschiedene)
Diese Bruderschaft stellt eigentlich die Verbindung von zwei Bruderschaften dar, welche beide in enger Beziehung zum Augustinerorden stehen. Jene vom Gürtel der allerseligsten Jungfrau geht nach der Überlieferung auf die hl. Monika, die Mutter des hl. Augustinus, zurück. Ihr soll Maria das Tragen eines schwarzen Gewandes mit schwarzledernem Gürtel empfohlen, ja das Kleid selbst übergeben haben. Der hl. Augustin habe dies Gewand sodann für seinen Orden vorgeschrieben.
In Wirklichkeit tritt die Bruderschaft erst im 15. Jahrhundert zu Bologna in Erscheinung und wurde von Eugen IV. (1431-47) bestätigt. Ebenfalls in Bologna entstand 1495 an der nämlichen, dem hl. Jakobus geweihten Kirche, die Bruderschaft Unserer Lieben Frau vom Trost, die durch den General der Augustiner, Thaddäus Perusini, mit der Gürtelbruderschaft zu einer verbunden wurde.
Henggeler Bruno, Die kirchlichen Bruderschaften und Zünfte der Innerschweiz, Einsiedeln 1955, S. 62 f.
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Marianische Bruderschaften (vom Trost)
Diese Bruderschaft stellt eigentlich die Verbindung von zwei Bruderschaften dar, welche beide in enger Beziehung zum Augustinerorden stehen. Jene vom Gürtel der allerseligsten Jungfrau geht nach der Überlieferung auf die hl. Monika, die Mutter des hl. Augustinus, zurück. Ihr soll Maria das Tragen eines schwarzen Gewandes mit schwarzledernem Gürtel empfohlen, ja das Kleid selbst übergeben haben. Der hl. Augustin habe dies Gewand sodann für seinen Orden vorgeschrieben.
In Wirklichkeit tritt die Bruderschaft erst im 15. Jahrhundert zu Bologna in Erscheinung und wurde von Eugen IV. (1431-47) bestätigt. Ebenfalls in Bologna entstand 1495 an der nämlichen, dem hl. Jakobus geweihten Kirche, die Bruderschaft Unserer Lieben Frau vom Trost, die durch den General der Augustiner, Thaddäus Perusini, mit der Gürtelbruderschaft zu einer verbunden wurde.
Henggeler Bruno, Die kirchlichen Bruderschaften und Zünfte der Innerschweiz, Einsiedeln 1955, S. 62 f.
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Marianische Kongregationen
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Namen Jesu Bruderschaften
Die Dominikaner haben sich, einem Auftrage Gregor X. von 1274 Folge leistend, um die Ausbreitung der Verehrung des hhl. Namens Jesu besonders bemüht. Sie hatten auch in ihren Ordenskirchen stets einen dem Namen Jesu geweihten Altar. Es ist nicht bekannt, auf wessen Initiative die Einführung dieser Bruderschaft in den Pfarreien des Urnerlandes zurückgeht. Auffallend ist, dass an den meisten Orten in den 1720er-Jahren die Errichtung erfolgte. Diese Bruderschaften feiern das Jahreszeit am Namen Jesu Fest (3. Januar)
Henggeler Bruno, Die kirchlichen Bruderschaften und Zünfte der Innerschweiz, Einsiedeln 1955, S. 19 f.
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Priesterbruderschaft
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Sennenbruderschaften
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St. Agathabruderschaften
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St. Jakobsbruderschaften
Erstmals wurde die Bruderschaft «Zum heiligen Jakobus dem Älteren in Altdorf» in einem päpstlichen Schreiben von 1573 erwähnt. Anfänglich verpflichteten sich ihre Mitglieder zu einer Pilgerfahrt nach Santiago de Compostela. Weil sich aus finanziellen und zeitlichen Gründen die wenigsten eine solche Pilgerreise leisten konnten, wurde bald nur noch die Teilnahme an der jährlichen Prozession zur St. Jakobs-Kapelle in Altdorf vorgeschrieben. Heute treffen sich die Confratres einmal jährlich Ende November zum Gottesdienst und Bruderschaftsmahl.
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St. Josefbruderschaften
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St. Sebastiansbruderschaften
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Weltliche Bruderschaften
Die Stubengesellschaften, die Zünfte und Bruderschaften waren einst die Mittelpunkte des geselligen Lebens. Sie verbanden Berufsleute, Angehörige eines gleichen Standes und Gleichgesinnte zu geschlossenen Gemeinschaften. In ihren Kreisen wurden oftmals recht fröhliche Feste gefeiert. Besonders bei den «Zunftgängen» an Neujahr, aber auch bei anderen festlichen Gelegenheiten ging es hoch her. Die St.-Jakobs-Bruderschaft von Altdorf, die sogenannten «Jakobiner», veranstaltete einst grossartige Schnepfenessen. Oftmals arteten diese geschlossenen Festlichkeiten aber auch in eigentliche überbordende Gelage aus, die dem einfachen Landsmann ein Dorn im Auge waren. So wurden die in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts gegründeten Burgerbruderschaften von Altdorf und Bürglen schon nach kurzer Zeit des Bestehens, nämlich im Jahre 1660, durch einen Landsgemeindebeschluss aufgehoben. Die Begründung für diesen Entscheid war die «Völlerei»!
Iten Karl, Stadler Emil; Zeitungsserie «Rings um ds Ürner Chuchigänterli», in: GP Nr. 43, 7.11.1970.
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BRUDERSCHAFTEN
VEREINE
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