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Uri

Der seltene Besuch der Wildschweine in Uri



Familie: Paarhufer
lateinischer Name: Sus scrofa
anderer Name: Keiler (M); Bache (W); Frischling (J)
Urner Dialekt: Wildsüü
Bestand: Letztes Auftreten: 1948
Schutz: ---
Schonzeit: vom 1. Februar bis 30. Juni Jagd: Hoch- und Niederwild; seit 2001 jagdbar (Änderung Jagdverordnung 2000, Abl UR 2000/1430).
Abschussprämie: keine

   
Das Wildschwein war früher anscheinend auch im Urner Unterland heimisch. Der Name der Burg Schweinsberg in Attinghausen weist auf die frühere, häufige Anwesenheit von Wildschweinen hin. In der Kemenate (Frauengemach) der Burg befand sich ein Fresko mit einer Wildschwein-Jagdszene.
. Auch die Chronik von Gerold Edlibach (+ 1530) liefert einen Hinweis auf die Anwesenheit von Wildschweinen in unseren Gegenden. Bei dem freundeidgenössischen Besuch des Standes Zürich im Jahre 1487 in Altdorf, wurde den Gästen, nebst Gems-, Steinbock- und Hirschfleisch auch solches vom «wilden schwin mer den man gessen mocht» vorgesetzt. Dann scheint sich das Borstenvieh verabschiedet zu haben und trat im Urnerland nur mehr vereinzelt auf.
Anfang Dezember 1928 wurden oberhalb von Attinghausen erstmals wieder Wildschweine gesichtet. Aufgewühlte Gärten und Felder wiesen darauf hin, dass das Schwarzwild im Lande immer noch anwesend war. Angesichts dieser Schäden reichte der Urner Jägerverein ein Gesuch ein, Mitte Dezember eine Treibjagd auf die Wildschweine veranstalten zu dürfen. Vom Regierungsrat wurde die Auflage gemacht, dass an dieser Hatz nur zuverlässige Jäger teilnehmen durften. Rund 40 Jäger veranstalteten dann eine Treibjagd. Nach zwei erfolglosen Tagen konnten zwei Keiler oberhalb von Attinghausen geschossen werden. Die Jagdbeute wurde anschliessend in Altdorf und Erstfeld zur Schau getragen. Am Samstag, 22. Dezember, wurde der Wildsaupfeffer von den rund 40 Jägern und einigen Geladenen im Hotel Goldener Schlüssel in Altdorf verspiesen. Der Wildschweinpfeffer wurde kulinarisch umrahmt von einer Jägersuppe, Hubertuspasteten, Kartoffelstock und einer Torte Weidmannsheil.

1946 wurden drei Wildschweine auf den Eggbergen gesichtet. Sie verzogen sich jedoch, bevor die Jäger zur Stelle waren. Eines der drei konnte schliesslich im Gebiet Evibach in Silenen erlegt werden.

Im Dezember 1948 zeigte sich dann letztmals ein Wildschwein in Uri. Auch ihm war in Uri ein kurzer Aufenthalt beschieden. Es wurde in Seedorf von einem Jäger angeschossen. Es begann eine Hetzjagd mit Schaufeln und Pickeln, bis das arme Tier beim Bahnhof Altdorf aus kurzer Distanz mit einem weiteren Schuss endlich zur Strecke gebracht werden konnte.


Autor: Rolf Gisler-Jauch (www.urikon.ch); Foto: Die Wildschweine, die Uri am nächsten sind im Tierpark Goldau (Foto Rolf Gisler-Jauch, 2010).

WEITERES ZU DEN WILDSCHWEINEN


     
Schweinespiel («Sywli»)
Möglich ist, dass beim «Syywli triibä» ursprünglich wirklich Ferkel gejagt wurden. Darauf deutet eine Sage hin, dass während eines Gottesdienstes in Meien das Spiel auf einem fremden Gut gespielt wurde. Das «Syywli triibä» rief die Wildschweine herbei. Spätestens Ende des 19. Jahrhunderts dürfte das „Syywli“ durch einen Ball ersetzt worden sein. Der Name ist jedoch geblieben. Es haben sich auch verschiedene Varianten ausgebildet. Eine Variante mit dem Ball erzählt ebenfalls die Urner Sage, wo ein Ball («ds Sywli») in eine Erdvertiefung gebracht werden musste, wogegen sich die Mitspieler mit Stöcken wehrten.

Quellen, Literatur: Müller, Sagen aus Uri, Sage 1541; Müller Josef, Sagen und Schwänke aus Uri, in: Schweizerisches Archiv für Volkskunde, S. 148.

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Schweinsberg
In der Kemenate (Frauengemach) der Burg Schweinsberg in Attinghausen befand sich ein Fresko mit einer Wildschwein-Jagdszene. Der Name der Burg weist ebenfalls auf die frühere, häufige Anwesenheit von Wildschweinen hin.
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Wildsaujagd im Altdorfer Narrenblatt
Die Hatz auf das Wildschwein im Dezember 1948 wurde ein Thema im Altdorfer Narrenblatt «D'r Geissteeter» (1949).

Die Wildsau ist seit langer Zeit
bei uns die große Seltenheit.
Sie ist, so lehrt die Zoologie,
verwandt mit unserm Borstenvieh.
In Wäldern, Wiesen und in Ackern,
gefällt es ihr herum zu feckern.
Man findt daher auch keine Spur
Von Anstand, Bildung und Kultur.

Und so ein wildes Borstensäulein,
(in seiner Jugend war's ein Fräulein,
erwachsen, wurde es dann Sau -
seit Brehm, kennt man das ganz genau)
kam einst gerannt auf seinen Schinken,
getrieben von den Freßinstinkten,
im Wahne wohl, hier gäb's es Trüffeln,
sah man es um den Bahnhof schnüffeln.
Als es gewahrt, daß es entdeckt,
wie hat es diese Sau erschreckt!
Denn schon rückt man heran in Eile,
bewehrt mit Flinten, Gabel, Keule.
Bereit zu großen Heldentaten,
im Hinblick auf den fetten Braten
von diesem bösen Borstentier,
so groß als wie ein Muni schier.
Und einer von besonderm Mute,
hemmt ihren Lauf, es glaubt der Gute,
Um wilde Sauen einzufangen,
braucht man nur an das Schwänzchen glangen -
Ritsch -Ratsch! Ihm ging 's durch's Hosenrohr!
Die Jägerschaft rückt weiter vor,
und treibt sie endlich in die Enge -
Pfiff - Pfaff ! knallt es aus dem Gedränge -
Bum - Bum ! die Schrote tätschen,
Es fliegen Borsten, Haare, Fetzen.
Das Säulein tat die Viere strecken
und war so ziemlich am verenden –
Der Polizei Pistolenschuß,
machte der wilden Jagd den Schluß,
damit, daß diese Jägertat
den amtlichen Stempel noch drauf hat.

Die Jäger zogen froh von dannen.
Hoch klingt das Lied der braven Mannen!

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DAS WILDSCHWEIN IN DER SAGE


     
Schweinespiel («Sywli»)
Möglich ist, dass beim «Syywli triibä» ursprünglich wirklich Ferkel gejagt wurden. Darauf deutet eine Sage hin, dass während eines Gottesdienstes in Meien das Spiel auf einem fremden Gut gespielt wurde. Das «Syywli triibä» rief die Wildschweine herbei. Spätestens Ende des 19. Jahrhunderts dürfte das „Syywli“ durch einen Ball ersetzt worden sein. Der Name ist jedoch geblieben. Es haben sich auch verschiedene Varianten ausgebildet. Eine Variante mit dem Ball erzählt ebenfalls die Urner Sage, wo ein Ball («ds Sywli») in eine Erdvertiefung gebracht werden musste, wogegen sich die Mitspieler mit Stöcken wehrten.

Quellen, Literatur: Müller, Sagen aus Uri, Sage 1541; Müller Josef, Sagen und Schwänke aus Uri, in: Schweizerisches Archiv für Volkskunde, S. 148.

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Doppelter Frevel: Schuss auf weisse Gemse am Muttergottestag
«Drei Jäger zogen am Muttergottestag zu Mitte August miteinander auf die Jagd und schossen eine weisse Gemse. Als sie dieselbe holen wollten, war sie verschwunden, und an ihrer Stelle stand eine schöne, glänzendweisse Frau und schaute die Jäger mit vorwurfsvollem Blicke an.»
Müller Josef, Sagen aus Uri, Sage 721 9.
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Fuchsspur verwandelt sich in Gemsenspur
«Sie (die Jäger) sahen auch einen Fuchs und gingen der Spur nach; diese verwandelte sich urplötzlich in eine Gemsenspur.»
Müller Josef, Sagen aus Uri, Sage 721 1 b.
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Keine Gemsjagd am Muttergottestag
«An einem Muttergottestag auf die Gemsjagd zu gehen ist frevelhaft und bringt sicher Unglück. Kein christlich denkender Mann wird an einem solchen Feste nach einem Grattier (Wild oberhalb der Baumgrenze) jagen jagen ... Seitdem wäre keiner von ihnen um kein Geld in der Welt je wieder an einem Muttergottestag auf die Jagd gegangen.»

«Auch Pfarrer Alois Arnold († 1831), ein leidenschaftlicher Gemsjäger, konnte sich einmal nicht enthalten, am Muttergottestag im Herbstmonat auf die Gemsjagd zu gehen.»

«Am Muttergottestag im Herbstmonat (8. September) ging ein Tresch von Bristen im Felleli auf die Gemsjagd ... Aber, wie ihm geschehen, was ihm das seltene Tier zugefügt, das wollte er seiner Lebtag nie bekennen.»

«Der Schluchen-Hans pirschte am Muttergottestag im Herbstmonat im Fuxtal auf Grattiere. Der erste Schuss schlug ihn halbtot.»

«Zu Mitte August, am Fest Mariä Himmelfahrt, gingen einst drei Jäger gemeinsam auf die Jagd. ... Man meint, es sei die Mutter Gottes gewesen. Diese sprach ernsthaft: „Ihr habt meinen Tag entheiligt. Dafür müsst ihr eine Strafe auf euch nehmen.»

«Weil sie an Werktagen nie etwas erlegt hatten, gingen sie endlich am Feiertag zu Mitte August.»

Müller Josef, Sagen aus Uri, Sagen 721 1 bis 7 und 1531 c.
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WILDE, SCHWEINISCHE EREIGNISSE

1928  / Mittwoch, 12. Dezember 1928
Treibjagd auf die Wildschweine beginnt
Beim Bahnof Erstfeld besammeln sich 36 Mann, um in den Felsen des Rynächts die Wildschweine zu erlegen. Es ist auch ein Trompeter zugegen, welcher nach erfolgreicher Jagd den Einzug der Jäger mit den erlegten Sauen verkünden soll. Doch mit Fanfarenstössen ist vorläufig noch nichts, denn wegen Schneefalls können die Spuren der Tiere nicht aufgefunden werden, sodass die erste Treibjagd mit einem Misserfolg endet. Schliesslich findet sich die Jägerschar sich zu einem gemütlichen Jass zusammen und man prostet auf die morgige Treibjagd an.
StAUR R-360-13/1029; UW 50, 15.12.1928.
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1928  / Donnerstag, 13. Dezember 1928
Fortsetzung der Treibjagd auf Wildschweine
Am zweiten Tag der Treibjagd auf die Wildschweine wird das ganze Gebiet zwischen dem Hochweg in Attinghausen, Acherberg in Schattdorf sowie Schwandiberg in Erstfeld abgesucht. Es wird festgestellt, dass sich die Tiere im Waldgebiet zwischen Rynächt und Erstfeld aufhalten. In der nun folgenden zweiten Treibjagd, die sich auf das Gebiet Kalkofen bis Schwandiberg erstreckt, können gegen abend zwei Tiere gesichtet werden. Ein Keiler kann durch Förster Hans Huber, Erstfeld, angeschossen werden. Wegen der einbrechenden Dunkelheit muss eine Verfolgung der Tiere aufgegeben werden.
StAUR R-360-13/1029; UW 50, 15.12.1928.
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1928  / Freitag, 14. Dezember 1928
Zwei Wildschweine werden oberhalb von Attinghausen erlegt
Die Jäger der Treibjagd stellen fest, dass die Wildschweine ihren Standort über Nacht gewechselt haben und in den Schachen oberhalb von Attinghausen gewechselt sind. Das ganze Gebiet wird von den Jägern umstellt. Schliesslich können die beiden Keiler ob dem Hochweg vom Jäger Benedikt Schaub, Silenen, zur Strecke gebracht werden. Leider stürzen die Tiere nach dem Schuss über eine 150 Meter hohe Fluh ab und werden arg zerschlagen. Die beiden erlegten Keiler haben ein Gewicht von 62 und 56 Kilogramm und werden auf höchstens zwei Jahre alt geschätzt. Die Jagdbeute wird anschliessend in Altdorf und Erstfeld zur Schau getragen.
StAUR R-360-13/1029; UW 50, 15.12.1928; 51, 22.12.1928.
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1928  / Samstag, 22. Dezember 1928
Wildschweinfrass im Hotel Goldener Schlüssel in Altdorf
Das Nutzfleisch der beiden bei der dreitägigen Treibjagd erlegten Keiler beträgt nur 50 von 118 Kilogramm Lebendgewicht. 22 Kilogramm davon werden für einen gemeinsamen Schmaus zur Feier der Wildschweinjagd verwendet. Nebst den beteiligten rund 40 Jägern werden auch einige Gäste, darunter der Regierungsrat, ins Hotel Goldener Schlüssel in Altdorf eingeladen. Das Menu besteht aus einer Jägersuppe, Hubertuspasteten, Wildschweinpfeffer mit Kartoffelstock als Hauptgang und einer Torte Weidmannheil zum Abschluss.
StAUR R-360-13/1029; UW 50, 15.12.1928; 51, 22.12.1928.
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1948  / Donnerstag, 1. Januar 1948
Hatz auf Wildschwein in Altdorf
Das "Urner Wochenblatt berichtet", dass In Seedorf im Gebiet "Linggen" ein Wildschein von einem Jäger angeschossen wurde. Das wild gewordene Tier irrte umher, zerriss einem Bahnarbeiter angeblich die Hosen und erhielt in der Nähe von Erstfeld einen weiteren Schuss. An der Hatz beteiligten sich auch Zaungäste mit Schaufeln und Pickeln, bis das arme Tier beim Bahnhof Altdorf aus kurzer Distanz mit einem weiteren Schuss endlich zur Strecke gebracht werden konnte. Die Wildsauhatz wurde auch im Altdorfer Narrenblatt 1949 aufgegriffen.
UW 96, 15.12.1948
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DIE SELTENEN ABSCHÜSSE VON WILDSCHWEINEN

1928 2
1946 1
1948 1

KRANKHEITEN BEI WILDSCHWEINEN

Schweinepest

 
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Texte und Angaben: Quellenverweise und Rolf Gisler-Jauch / Angaben ohne Gewähr / Impressum / Letzte Aktualisierung: 01.11.2019