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Wintersport in Uri im Detail



Der Tourismus entdeckt den Skisport
1898-1939

Die Winterkur wandelt sich zum Sportvergnügen
In den 1880er-Jahren wurden im Rahmen der damals vom Hotel Bellevue angebotenen Winterkur für Lungenkranke erste Wintersportaktivitäten wie Schlitteln und Eislaufen angeboten und rege genutzt. Am Tag betrieben die Gäste ausgiebig alle möglichen Arten von Wintersport, liefen auf dem hoteleigenen Eisfeld, spielten Curling und Hockey. Nach dem Programm auf dem Eisfeld konnten sich die Gäste auf kleinen Schlitten oder per Ski, dem so genannten Skijöring, von einem Pferd nach Hospental auf einen Umtrunk in den «Meyerhof» ziehen lassen. Für die Kurgäste waren diese Angebote eine willkommene Abwechslung im Kuralltag.
Durch den Wintersport wurde die alpine Landschaft grossflächig vom Tourismus in Besitz genommen. Die Touristen fuhren kreuz und quer die Hänge hinunter, spazierten durch das Dorf und schienen dabei keinerlei Berührungsängste mit der vor kurzer Zeit noch so fremden Alpenwelt mit seinen «Berglern» zu haben.
Das Skifahren wurde in wenigen Jahren zum wichtigsten Teil des Wintersports, der sich nun zum alleinigen Reisezweck entwickelte. Die Kur war zum Sportvergnügen geworden, das in der gesunden Bergluft die Gesundheit förderte und für die im Winternebel lebenden, von Rheumatismus und Influenza geplagten Städter Erholung in Gottes freier Natur bedeutete. Andermatt begann sich als beleibter Wintersportort zu profilieren. Die beiden Grand Hotels, Bellevue und Danioth, führten die Wintersaison ein. Die Aufenthaltsdauer der neuen Wintergäste bewegte sich zwischen wenigen Tagen und der ganzen Wintersaison. Das «Urner Wochenblatt» vermeldete, im Januar 1908, dass die Hotels im Urserntal alle ausgebucht seien.

Skischule und Skivermietung
1904 wurde auf Initiative des Skiclubs eine Skischule in Andermatt eingerichtet. Es wurden pro Saison zwei bis drei Skikurse mit den norwegischen Skilehrern Leif Berg und Thorleif Björnstadt sowie allmählich von privaten Skilehrern angeboten. Bergführer priesen Skitouren an. Die Skikurse und die attraktiven Skilehrer waren bei den Gästen sehr beliebt. Höhepunkte der Sportwoche waren die vom Skiclub Gotthard veranstalteten Wettkämpfe, wie Skispringen oder Skilaufen. Dabei traten die Gäste gegen einheimische Mannschaften an oder bildeten gemischte Teams. Auf der Bobbahn mass sich der Bobslightclub Andermatt mit den Teams der Hotelgäste. Nach dem täglichen Sportprogramm traf man sich um fünf Uhr im Hotel zum Afternoon-Tea mit englischem Buttertoast und hausgemachter Patisserie. Nach einer kurzen Ruhepause auf dem Zimmer oder im Lesesaal folgte zur Musik des hoteleigenen Orchesters das Dinner. Für die anschliessende Abendunterhaltung wurde den Gästen ein abwechslungsreiches Programm geboten. Das vom Hotel angestellte Tänzerpaar organisierte Tanzabende und jeweils am Samstagabend einen Ball. Unter der Woche fanden zudem Bridge- oder Billardturniere statt, oder aber die Gäste gingen ins Dorf auf einen Umtrunk mit ihrem Skilehrer.
Im Urserntal begann der Skisport – zumindest in der Wintersaison – eine neue wirtschaftliche Grundlage für Teile der Bevölkerung zu schaffen.

Der Krieg setzte dem Sportvergnügen ein Ende
Der Wintersport brachte dem Urserntal ertragreiche Zeiten. Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges im Jahre 1914 blieben die Stammgäste aus England jedoch auf einen Schlag aus. In den Kriegsjahren wurde das Urserntal zeitweise sogar vollständig für jeglichen Privatverkehr gesperrt. Ausländer erhielten keine Bewilligung für Skitouren im Festungsgebiet. Schweizer hatten in Andermatt unter Vorweisung des Dienstbüchleins auf dem Platzkommando in Andermatt eine Passierbewilligung zu holen.
Die Hotels standen leer, einzelne Etagen mussten ganz geschlossen werden, und statt Touristen beherbergten sie immer mehr Militärs. Die fröhliche Stimmung beim Skisport war Bestandteil verflossener Zeiten.

Der Skitourismus hat Mühe in Schwung zu kommen
Der Erste Weltkrieg hatte einen doppelzüngigen Einfluss auf die Verbreitung des Skisports in Uri. So erreichte im Urserntal der Ski-Club Gotthard im Jahre 1914 vor dem Kriegsausbruch einen Höchststand von 220 Mitgliedern. Dann erfolgte der Rückschlag, so dass die Mitgliederzahl bis zum Jahre 1923 ständig sank und ihren Tiefpunkt von 91 Klubangehörigen erreichte.
Nach vier Kriegsjahren erholte sich in den 1920er-Jahren langsam das Reisegeschäft, erfuhr aber durch die Weltwirtschaftskrise erneut einen herben Rückschlag. Erst Mitte der 1930er-Jahre erlebte das Hotelgewerbe wieder einen Aufschwung. Dieser bestand jedoch nicht mehr im Sportaufenthalt, sondern immer mehr im Tagestourismus. Die beiden Grand Hotels mussten geschlossen werden: das Grand Hotel Danioth 1936 (2008 abgerissen) und das Hotel Bellevue 1939 (1986 gesprengt).

Dr. Rolf Gisler-Jauch, Altdorf

Literatur- und Quellenverzeichnis: Scheuerer, Silvia: Das Bellevue in Andermatt 1872-1986 - ein Hotel erzählt Tourismus- und Kulturgeschichte. Altdorf 2011, S. 58 ff.
Foto: Skiunterricht in Andermatt: Die norwegischen Skilehrer lehrten noch Telemark und Kristiania. In den 1920er-Jahren setzte sich die Arlbergschule durch. Bestandteil davon war auch die Hocke für Schussfahrten (Foto Jean Haemisegger: StAUR Slg Bilddokumente 265.01-BI-34439).

EREIGNISSE ZUM WINTERSPORTLICHEN KAPITEL

WICHTIGE ETAPPEN IN DER ENTWICKLUNG DES SKISPORTS IN URI

Das Militär prägt die Entwicklung des Skisports in Uri, 1892-1914 > Ansicht
Der Tourismus entdeckt den Skisport, 1898-1939 > Ansicht
Skiherstellung in Uri, 1901-1950 > Ansicht
Förderung des Skifahrens durch die Ski-Clubs, 1903-1958 > Ansicht
Die Trennung des alpinen vom nordischen Skisport, 1905-1990 > Ansicht
Vom «Gurtenlift» zur Gondelbahn, 1926-2017 > Ansicht
Militärischer Vorunterricht, 1930-1971 > Ansicht

 
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Texte und Angaben: Quellenverweise und Rolf Gisler-Jauch / Angaben ohne Gewähr / Impressum / Letzte Aktualisierung: 01.12.2022