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Wintersport in Uri im Detail



Förderung des Skifahrens durch die Ski-Clubs
1903-1958

Die Gründung des Skiclubs Gotthard Andermatt
Am 20. Dezember 1903 wurde in Andermatt der Ski-Club Gotthard gegründet. Bereits im ersten Winter wurden vier Klubtouren ausgeführt, nach Realp, dem Oberalpsee, nach Wassen und die Hochgebirgstour Piz Lucendro-Wyttenwasser-Realp-Andermatt. In Ermangelung von Sportgeschäften beschaffte der Klub Ski, die an Mitglieder (halbtags gratis) und Kurgäste gegen Entschädigung (halber Tag 50 Rappen) ausgeliehen wurden. Die Vermietung trug viel dazu bei, den Skisport in Ursern zu verbreiten. Bereits im ersten Winter hatte der Club 60 Mitglieder und war somit der fünftstärkste Ski-Klub der Schweiz. Der SC Gotthard stand in Andermatt am Ort der Gotthardfestungen in enger Beziehung zum Militär. Zwei Jahre nach der Gründung wurden auch die ersten Rennen durchgeführt. Das erste Clubabzeichen ist denn auch ein auf Ski laufender Gotthard-Soldat mit zwei Skistöcken, Packung und Gewehr. 1906 wurde mit dem Skiclub Göschenen der zweite Urner Skiclub gegründet.

Skisport als gesellschaftliches Dorfereignis
Die Entwicklung des Skisports wurde nun auch im restlichen Kanton wahrgenommen und überall, wo Schnee lag, gab es Mutige, die an «abhältiger» Lage, den neuen Sport ausprobieren wollten. So nahmen an den Skikursen in Andermatt vereinzelt auch Einheimische aus dem Urner Unterland teil. Diese gaben dann das erlernte Wissen m Dorf weiter. Als im Winter 1903/04 drei «Stäger» an einem Skikurs in Andermatt teilnahmen, erfuhr dies das ganze Dorf. Am Schluss des Kurses schien das Können schon so gross gewesen zu sein, dass die wackeren Skipioniere den Rückweg von Andermatt nach Amsteg auf den Skiern bewältigen konnten. Um diesem Ereignis die richtige Publizität zu verschaffen, wurde die Ankunft telegraphisch gemeldet! Fast das ganze Dorf begab sich auf die Plattibrücke, um bei der Einfahrt der «tollkühnen» Sportler dabei zu sein.

Die Gründung weiterer Skiclubs
Der Erste Weltkrieg deckte aber auch auf, wie wichtig der Ski-Soldat im Gebirge war. Viele Urner erlernten im Aktivdienst das Skifahren und waren interessiert, dieses nach der Einkehr des Friedens als Freizeitsport weiter zu betreiben. In den Urner Dörfern taten sich Gleichgesinnte zusammen, mancherorts kam es zur Gründung von weiteren Ski-Clubs (Gurtnellen-Wassen 1917, Unterschächen 1924). Eine Gründungswelle fand in den 1930er-Jahren statt, wo gleich zehn neue Ski-Clubs gegründet wurden (1931 Urigen; 1934 Attinghausen; 1935 Edelweiss Bürglen; 1936 SC Geissberg Gurtnellen; 1936 Klausen; 1936 Isenthal; 1938 Ski- und Sportklub Schattdorf; 1938 Ski- und Sportclub Sisikon; 1939 Amsteg; 1939 Spiringen) Weitere Gründungen von Ski-Club fanden statt: 1942 SC Susten Meien; 1947 Maderanertal Bristen; 1952 Seelisberg; 1952 Urnerboden; 1952 SC Seelisberg; 1955 SC Haldi; 1955 SC Flüelen; 1971/72 SC Axen. In den 1920er-Jahren wird auch ein Ski-Club Altdorf erwähnt. Es handelt sich dabei wohl um die Skiabteilung des SAC Gotthard. Innerhalb des Eisenbahner-Clubs Erstfeld bestand ebenfalls eine Ski-Abteilung, die vor allem an den Eisenbahner-Skirennen teilnahm.
Die Urner Ski-Clubs organisierten nun Skikurse, die zum Teil auch abends bei Flutlicht stattfanden. Mit Skikursen für die Kleinen versuchte man, die Jugend für den Skisport zu begeistern. All der Tatendrang konnte jedoch nicht am Haushang ausgetobt werden. Man strebte buchstäblich nach Höherem - oder mindestens nach höher gelegenen Zielen. Diese fanden sich auf Skitouren auf die Oberalp, auf den Gotthard, auf den Piz Rotondo oder auf durch die Fellilücke. Da am Samstag noch gearbeitet wurde, konnten die Skitouren nur am Sonntag nach der Frühmesse erfolgen! Bei der Rückkehr wurde von Schneestürmen mit Windstärke 12, von beissender Kälte und stiebendem Pulverschnee erzählt.

Skifahren contra Sonntagsheiligung
Ein beliebter Anlass war das Clubrennen, das vielfach als Sie-und-Er-Konkurrenz ausgetragen wurde. Dabei stand nicht so sehr der sportliche Erfolg als vielmehr das gesellschaftliche Ereignis im Vordergrund. Zwischen den einzelnen Clubs fanden Freundschaftstreffen mit gemeinsamer Skichilbi statt. Am Ziel, wenn möglich auf dem Dorfplatz, blies die Dorfmusik nach dem Rennen den wackeren Skiläuferinnen und Skiläufern den strammen Marsch. Es wurden Mondscheinfahrten von Göschenen nach Amsteg durchgeführt, die mit den notwendigen Zwischenhalten meistens über Mitternacht und damit über die Polizeistunde hinaus dauerten. Das Club-Leben war eine schöne, fröhliche Zeit! Die Wintersaison streifte einerseits die Fasnacht anderseits ging sie einher mit der Fastenzeit. In der sittenstrengen Zeit geriet das Skifahren in den Konflikt mit der Sonntagsheiligung. Selbsternannte Sittenwächter schauten mit Argus-Augen auf die Auswirkungen der neuen Sportart. Der Regierungsrat erlaubte das Tanzen an einzelnen Fasnachtstagen. Ansonsten blieb das Tanzvergnügen auf den Montag nach der Kirchweihe beschränkt. Der Bischof legte dem christlichen Volk zudem ans Herz, während der Fastenzeit die «Lustbarkeiten» zu unterlassen. In den Skihütten war man jedoch fernab von polizeilichen Kontrollen.

Die Rüge der ernst und billig Denkenden
Zum Abschluss der Skisaison hielten die Skiklubs am Gotthard (Airolo, Göschenen und Andermatt) auf dem Gotthard-Hospiz alljährlich eine Ski-Chilbi ab. Am Samstagabend gab es «gemütliche Unterhaltung» und am Sonntag kleinere Konkurrenzläufe und Skispiele sowie Ausflüge in die Umgebung. Die öffentliche Publikation des Anlasses im Jahre 1917 blieb nicht ohne Folgen.
Eine Einsendung im «Urner Wochenblatt» stellte zuerst fest, dass sich verschiedene Sportler um die Sonntagsheiligung und die religiösen Pflichten bekanntlich herzlich wenig kümmern würden. Die am Samstagabend auf dem Programm stehende «gemütliche Vereinigung» interpretierte der Einsender in der Weise, dass die Eingeweihten ja wissen würden, was das bedeute, zumal «die Vertretung des schönern Geschlechts» besonders eingeladen wurde. Der Schreiber schloss seine Einsendung mit der Bemerkung, dass gewisse Leute eben Vergnügen und immer wieder Vergnügen wollen. Sie würden sich auch durch Worte nicht abhalten lassen; aber ihr Verhalten sollte von den ernst und billig Denkenden wieder einmal gekennzeichnet sein.

Ski-Chilbi kontra Skikanonen
Doch auch auf sportlicher Ebene entwickelte sich der Skisport. Besonders die jüngere Garde drängte darauf, ihr Können öffentlich an Rennen unter Beweis zu stellen. Innerhalb der Clubs begannen sich die Interessen zu scheiden. Ein Vereinschronist hielt fest: «An Stelle des fröhlichen, unbesorgten Mitmachens trat ein Kanonentum, bei welchem man sich des öftern an Olympia glaubte!»
Die Ski-Clubs standen vor einer wegweisenden Entscheidung. Ski-Clubs, welche ihren Mitgliedern die Teilnahme an Skirennen ermöglichen wollten, mussten dem Schweizerischen Skiverband (SSV) beitreten, um an den überregionalen Rennen startberechtigt zu sein. Vertreter der einzelnen Clubs waren mit Vereinspullover oder zumindest mit Vereinsabzeichen an Inter-Club-Rennen, am Stoss-Riesenslalom, an den Mythenabfahrten, am Pragellauf oder sogar an den Gotthardskitagen in Andermatt am Start. Ski-Clubs, die diesen Weg einschlugen, gründeten 1958 dann auch den Urner Skiverband (USV) und unterhielten eine JO-Sektion zur Förderung junger Talente. Vereine die sich weiterhin mit dem bisherigen, in erster Linie geselligen Vereinszweck begnügen wollten, wurden als «wilde» Skiclubs angesehen.

Dr. Rolf Gisler-Jauch, Altdorf

Foto: Wintersportvergnügen im Andermatt vor dem Klub-Lokal des Ski-Klubs Gotthard. Nebst Skifahrerinnen und Skifahren wird das Strassenbild durch Pferde mit Schlitten geprägt (Foto aus Privatarchiv Karl Iten, Staatsarchiv Uri).
Literatur- und Quellenverzeichnis: 25 Jahre Skiklub Amsteg Jubiläumsschrift, (1964) / Gamma, Karl; Russi Fredy: 100 Jahre Skiclub Gotthard Andermatt. Altdorf (2003) / Jubiläumsschrift Skiklub Sisikon (1978) / Meyer, Poldy: Jubiläumsschrift zum fünfzigjährigen Bestehen des Ski-Clubs Gotthard. 1953 / Sicher, Valentin: Skiklub Gurtnellen, Gurtnellen 1992, S. 7 / Urner Wochenblatt, Nr. 3, 10.03.1917.

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WICHTIGE ETAPPEN IN DER ENTWICKLUNG DES SKISPORTS IN URI

Das Militär prägt die Entwicklung des Skisports in Uri, 1892-1914 > Ansicht
Der Tourismus entdeckt den Skisport, 1898-1939 > Ansicht
Skiherstellung in Uri, 1901-1950 > Ansicht
Förderung des Skifahrens durch die Ski-Clubs, 1903-1958 > Ansicht
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Texte und Angaben: Quellenverweise und Rolf Gisler-Jauch / Angaben ohne Gewähr / Impressum / Letzte Aktualisierung: 01.12.2022